Short Story
Singed
der verrückte Chemiker

Singed

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Singed
der verrückte Chemiker

Der verdorbene, undurchschaubare Verrückte, der in ganz Runeterra als Singed bekannt ist, war einst ein gewöhnlicher Mann aus Piltover. Bereits als Kind legte er einen erstaunlichen Intellekt und eine grenzenlose Neugierde an den Tag. Seine Faszination für die Gesetze und Interaktionen der Natur brachten ihm schließlich ein Stipendium für die renommierte Universität von Piltover ein.

Es dauerte nicht lange, bis seine Genialität erkannt wurde.

Singeds Forschung im Bereich der Naturwissenschaften war beeindruckend, wenn nicht sogar bahnbrechend, doch er bemerkte, dass Piltover seit der Entdeckung von Hextech an nichts anderes mehr dachte als an die Möglichkeiten, die diese Mischform aus Magie und Technologie eröffneten. Singed fühlte sich aufs Abstellgleis geschoben. Er musste mitansehen, wie die Magie von denjenigen als Krücke benutzt wurde, die unfähig waren zu verstehen wie die Welt funktionierte, oder sich einfach einen Kehricht darum scherten. Er wurde zum lautstarken Kritiker dessen, was er als neue und ignorante Modeerscheinung innerhalb der Universität sah.

Singed widmete sich stattdessen den Möglichkeiten im Bereich der Chemie, die die Alchemie bot. Die Errungenschaften, die sein gesegneter Verstand diesem Wissenschaftsfeld verschaffte, wurde von den anderen Akademikern allerdings nur belächelt. Es dauerte nicht lange, bis seine Geldmittel erschöpft waren und er der Universität – und schließlich auch Piltover – verwiesen wurde. Singed blieb keine andere Wahl, als ein neues Leben in Zhaun zu beginnen.

In der Unterstadt lebte es sich günstig und die Nachfrage nach Innovationen war groß. Schon bald fand er Arbeit in der aufstrebenden Chemtech-Industrie, wo er seine Fähigkeiten und seinen unermüdlichen Elan immer skrupelloseren Klienten zur Verfügung stellte. Seine oftmals ethisch fragwürdigen Experimente umfassten ein breites Spektrum: Zu seinen zahlreichen Werken gehörte unter anderem die Augmentierung von Mensch und Tier und sogar die Vereinigung von beidem. Ethik hin oder her, er brachte sein neues wissenschaftliches Feld mit einer unfassbaren Geschwindigkeit voran, was allerdings zulasten seiner eigenen Gesundheit ging. Er verstand die chemischen Bedürfnisse eines lebendigen Körpers besser als jeder andere und so entwickelte er Aufputschmittel, mit deren Hilfe er wochenlang ununterbrochen konzentriert bleiben und arbeiten konnte. Danach brach er stets zitternd und vollkommen kraftlos zusammen, und schlief tagelang durch.

Singeds obsessive und unermüdliche Bestrebungen als Alchymist verschafften ihm einen nicht abreißenden Strom an Auftraggebern und Klienten, in den sich schließlich sogar die noxianischen Kriegsmaurer einreihten. Sowohl in Piltover als auch in Zhaun wurde überall darüber geredet, dass das Imperium und sein Großgeneral kurz vor dem Bankrott standen. Schließlich musste Noxus Piltover halsabschneiderisch hohe Wegzölle zahlen, damit es für seine Feldzüge im nördlichen Shurima das Gebiet der Zwillingsstädte passieren durfte. Angeblich würde sich das Imperium schon bald nach neuen und weniger kostspieligen Eroberungsmöglichkeiten umsehen. Solange sie Singed bezahlten, war ihm das jedoch egal.

Nach Jahren, in denen er immer mal wieder kleinere Projekte erledigt hatte, kam eine Befehlshaberin des noxianischen Militärs namens Emystan auf ihn zu. Sie wollte die Hilfe des Alchymisten, um die Kriegsbemühungen in Ionia voranzutreiben, die aufgrund der heftigen Gegenwehr zum Erliegen gekommen waren. Sie brauchte eine neue Art von Waffe, eine Waffe, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte … und dafür würde sie ihn zu einem wahrlich wohlhabenden Mann machen.

Singed schob alle anderen Angelegenheiten beiseite und brachte all seinen Intellekt, all sein Wissen und all seine Erfahrung auf, um diese neue Waffe zu synthetisieren. Das Ergebnis seiner Anstrengungen war ein alchemistisches Feuer, das instabil, explosiv und ganz und gar entsetzlich war. Als es schließlich in Ionia gegen die Feinde von Noxus zum Einsatz kam, brannte es heiß genug, um Steine zerbrechen zu lassen und tränkte den umliegenden Boden so intensiv mit metallischen Giften, dass dort kaum noch etwas gedeihen konnte. Selbst Emystans eigene Verbündete waren erschüttert, allerdings nicht so stark, um sie und Singed zu Kriegsverbrechern zu erklären.

Nun, da es Singed für seine Experimente nicht mehr an Kapital, Material oder gar Testsubjekten mangelt, spürte er die Last des Alters. Sein jüngstes Unterfangen hat eine ausgesprochen biologischere Wendung als bisher genommen – und weitaus dramatische Folgen nach sich gezogen. Bei seiner letzten Vereinigung von Tier, Mensch und Maschine wurde sein Labor zerstört. Sein Gesicht wird nur noch von schmutzigen Bandagen zusammengehalten, während sein Proband zügellos durch die Straßen von Zhaun streift. Doch davon lässt Singed sich nicht beirren.

Die Zerstörung des Fleisches hat er bereits gemeistert, also wendet er sich nun dessen Konservierung und Transformation zu … und vielleicht sogar der Möglichkeit, dass das Leben nicht unausweichlich mit dem Tod enden muss.